Falco subbuteo
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 132
Seine sichelförmigen Schwingen tragen den Baumfalken so schnell durch die Lüfte, dass er auch Mauersegler einholt und Fledermäuse im Fluge schlägt.
Wendig und geschickt jagt er Libellen nach, packt sie mit den Fängen, führt sie zum Schnabel und verschlingt sie, ohne im Fluge innezuhalten. Mit größerer Beute lassen sich Baumfalken auf einem Ast oder am Boden nieder, bevor sie ihr Opfer kröpfen.
Diese schönen Falken scheinen aus reinem Vergnügen zu fliegen.
Sie überschlagen sich in der Luft, gleiten mit dem Rücken nach unten und drehen, einzeln oder in Familiengruppen, ihre Loopings.
Beim Balzen ziehen beide Partner segelnd ihre Kreise. Zuweilen stößt das Männchen auf das Weibchen wie zum Angriff zu. Wenn das Männchen einen kleinen Vogel gefangen hat, steigt es hoch in die Luft, fliegt im Sturzflug zum Weibchen und übergibt ihm die Beute im Flug.
Baumfalken brüten im Juni in lichten Wäldern oder im offenen Gelände auf einzelnstehenden Bäumen in alten Krähen- oder Sperbernestern oder gar Eichhörnchenbauten. Wenn die jungen Baumfalken im Juli schlüpfen, haben die Eltern kaum Nahrungssorgen, denn dann gibt es die meisten Schwalben. In Mitteleuropa ist der Baumfalke viel seltener als der Turinfalke, aber sein Bestand ist nicht so katastrophal zurückgegangen wie beim Wanderfalken oder Sperber.
KENNZEICHEN: schiefergrauer Rücken; schwarze Bartstreifen, Brust und Unterseite weiß mit schwarzen Streifen; rostrote Schenkel; Weibchen etwas größer als das Männchen; sieht wie ein kleiner Wanderfalke und im Fluge wie ein großer Mauersegler aus.
BRUT: bezieht verlassene Nester hoch auf Bäumen, oft Nadelbäumen; das Weibchen legt im Juni meist 3 gelbliche, stark rot- oder gelbbraun gesprenkelte Eier und brütet sie hauptsächlich selbst in 28 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Jungen verlassen nach 28-32 Tagen das Nest.
NAHRUNG: Heuschrecken, Libellen und andere
Garrulus glandarius
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 157
Wegen seines prächtig gefärbten Gefieders und dem durchdringenden „Rätsch“ fällt der Eichelhäher fast das ganze Jahr über auf. Er bringt auch zahlreiche andere Laute hervor, darunter ein leises gluckendes Geschwätz. Vor allem ist er ein vielseitiger Spötter, der etwa das „Hiäh“ des Mäusebussards täuschend nachahmt. Nur zur Brutzeit verhält er sich heimlicher und ist kaum zu sehen, wenn er unter dichtem Blattwerk von Ast zu Ast huscht.
Mehr als unsere anderen Rabenvögel hält sich der Eichelhäher im Wald auf. Er bevorzugt aufgelockerten Wald mit dichtem Unterwuchs im Sommer. Auch in den Parks und Gärten der Städte bleibt er meist in der Nähe von Bäumen. Im Herbst sammelt er Eicheln und vergräbt sie im Boden. Wenn dann im Winter das Futter knapp ist, stillt er seinen Hunger aus solchen Vorratskammern. Da vergessene Eicheln später zu keimen beginnen, haben Eichelhäher vor Beginn der Forstwirtschaft auf diese Weise jahrtausendelang für die Verbreitung der Eichenwälder in Europa gesorgt.
Bei ihren ‚Spielen’ zeitig im Frühjahr jagen sich die Vögel gegenseitig in schwerfälligem Flug. Beim Balzen nimmt der Eichelhäher eine Imponierhaltung ein, spreizt die Flügel und fächert den Schwanz. Außerhalb der Brutzeit ziehen die Vögel paarweise oder in kleinen Trupps umher.
KENNZEICHEN: zart weinrötliches Gefieder; blaue, schwarz gebänderte Flügeldecken; schwarzweiß gestreifte Scheitelfedern; weißer Bürzel, der im Flug aufleuchtet; beide Geschlechter gleich.
BRUT: beide Partner bauen in einem Gebüsch oder auf einem Baum, meist 1-6 in über dem Boden, ein Nest aus Zweigen und kleiden es mit Wurzelfasern aus; das Weibchen legt ab April bis Juni meist 3-6 grünliche, olive-braun gesprenkelte Eier und brütet sie in etwa 16 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Jungen verlassen nach etwa 20 Tagen das Nest.
NAHRUNG: Eicheln, Bucheckern, Haselnüsse, Heidelbeeren; Eier und junge Vögel; im Frühjahr und Sommer Insekten und deren Larven; gelegentlich Würmer, Mäuse und Eidechsen.
Phylloscopus trochilus
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 143
Beide Vögel ähneln sich so sehr, dass sie nur an ihren Stimmen leicht voneinander zu unterscheiden sind. Den Gesang des Zilpzalp zeichnet ein monotones hohes „Zilp-zalp“ aus — manchmal mit eingeschobenem leisem „Tzr-tzr-tzr“, das nur auf kurze Entfernung zu hören ist. Das flüssige Lied des Fitis erinnert entfernt an den Buchfinkenschlag, ist aber weicher, langsamer und klingt wehmütiger. Zilpzalp und Fitis singen ab April, der Fitis bis Juni, der Zilpzalp bis Juli und oft wieder im Herbst vor dem Wegzug. Beide rufen „huit“, das jedoch vom Zilpzalp einsilbig „huit“ betont wird.
Sie sind in Wäldern oder Heidegebieten, Feldgehölzen und großen Gärten mit reichem Baumbestand zu Hause. Der Fitis bevorzugt die Strauchregion, der Zilpzalp hält sich lieber in Bäumen auf, da er zum Singen einen Sitzplatz in mindestens 5 m Höhe braucht. Er kommt als erster Zugvogel bei uns an und bleibt oft bis in den Oktober hinein. Der Fitis erscheint gewöhnlich erst 14 Tage später und zieht zwei bis drei Wochen früher weg, denn nach Südafrika hat er einen viel weiteren Weg als der Zilpzalp, der schon in den Mittelmeerländern überwintert.
Beide Vögel werben meist nur mit einem langsamen Balzflug. Der Fitis baut sein Nest versteckt am Boden, der Zilpzalp fast immer etwas erhöht in niedrigem Gebüsch.
KENNZEICHEN: beide Arten mit grünem bis olivbraunem Gefieder; der Fitis hat spitzere Flügel als der Zilpzalp und manchmal fleischfarbene Beine; beide unterscheidet im Freien ihr ganz verschiedener Gesang.
BRUT: die Weibchen bauen kugelförmige Nester aus Moos und trockenem Gras und polstern sie mit Federn aus; Ende April bis Anfang Mai legen sie meist 6-7 weiße Eier, beim Fitis mit rotbraunen Punkten oder Flecken, beim Zilpzalp mit purpurbraunen Tupfen, die sie in etwa 13 Tagen ausbrüten; die beim Fitis von beiden Eltern, beim Zilpzalp nur vom Weibchen gefütterten Nestlinge sind nach ungefähr 13 Tagen flügge.
NAHRUNG: vorwiegend kleine Insekten, deren Eier und Larven. Die Beute wird im Flug gefangen oder auch abgelesen oder heraus gestochert.
Sylvia atricapilla
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 142
Unter den 19 in Mitteleuropa brütenden Arten der Grasmückenfamilie, zu der auch Laubsänger, Schwirle und Rohrsänger gehören, kann man
die Mönchsgrasmücke an ihrer beim Männchen glänzendschwarzen, beim Weibchen rotbraunen Kappe und dem wohlklingenden Gesang am leichtesten erkennen.
Das Männchen singt meist von einem gut versteckten Singplatz in der Nähe des Nestes aus. Nach einem zwitschernden Vorgesang
schwingt es sich zum Überschlag auf, einer geflöteten Schlussstrophe mit eingeflochtenen Motiven aus dem Gesang anderer Vögel, die plötzlich abbricht. Die Mönchsgrasmücke ruft
schnarrend "tscharr" oder erregt in schneller Wiederholung "tack" oder "täck", wenn sie beunruhigt ist.
Mönchsgrasmücken gehören zu den verbreitetsten Brutvögeln Mitteleuropas. Sie
kommen im April an und nisten in Wäldern, Büschen und Gärten mit Brombeergestrüpp, Rosenhecken und immergrünen Sträuchern wie
Rhododendren. Ihre locker geflochtenen Nester hängen wie Körbe an benachbarte Pflanzen. Bei der Nahrungssuche bleiben sie meist im Gebüsch verborgen, oder sie fliegen ruckartig von einem Versteck zum anderen.
Beim Balzen richtet das Männchen die Scheitelfedern auf und plustert sein Körpergefieder, manchmal lässt es die Flügel hängen, ein andermal schlägt es damit, oder es fächert den Schwanz und stellt ihn auf.
KENNZEICHEN:
graubraune
Oberseite; das Männchen hat eine glänzendschwarze Kopfplatte, das Weibchen
eine rotbraune.
BRUT: vornehmlich
das Weibchen baut im Gebüsch oder sonst in dichtem Bewuchs ein
nicht sehr stabiles Nest aus trockenem Gras und legt es
mit Haaren und Würzelchen aus; ab Mai bis Juli legt es 4-6 (meist 5) weiße, grün angehauchte, braun marmorierte Eier, die beide Eltern in etwa 12 Tagen ausbrüten; beide füttern die jungen, die nach ungefähr 10 Tagen das Nest verlassen.
NAHRUNG: Fliegen und andere Insekten sowie deren Larven; im Herbst Früchte und Beeren aller Art, die Wald und Garten bieten.
Parus palustris
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 152
Diese beiden Graumeisen muss man schon in der Hand halten, um die kaum merklichen Unterschiede in der Färbung festzustellen. Besser kann man sie an Ruf und Gesang
auseinanderhalten.
Die Sumpfmeise ruft laut „pistjäh“ und zeternd
„zjä-dädä“. Die einzelnen Töne sind nicht so gedehnt wie beim breiten „Däh“ der Weidenmeise, das oft mehrfach wiederholtwird und rauer klingt. Manchmal wird es durch ein helles „Zit-zit“ eingeleitet. An ihrem Gesang sind beide noch leichter zu unterscheiden. Die Sumpfmeise klappert dabei einförmig „djep-djep-djep“; die Weidenmeise singt zwei verschiedene Strophen: das gereihte, kräftige „Djü-djüdjü“
erinnert sehr an die Pfeifstrophe im Gesang des Waldlaubsängers, während die andere, mit hellen Pfeiftönen durchsetzte flüssige Strophe in rascher Folge trillernd vorgetragen wird.
Sumpfmeisen haben keinen ausgeprägten Hang zu sumpfigem Gelände und Weidenmeisen nicht zu Weiden; beide Arten halten sich meist im Walde, vorzugsweise in feuchter Umgebung
auf. Ihr Balzzeremoniell ist auch für andere Meisenvögel typisch: das Männchen posiert mit geplusterten Federn, hängenden Flügeln und gestelztem Schwanz vor dem Weibchen.
KENNZEICHEN:
beide Arten mit graubrauner Oberseite und matter bräunlich-weißer Unterseite; die Kopfplatte bei der Sumpfmeise glänzend schwarz,
bei der Weidenmeise russ-schwarz; Weidenmeise mit hellem Flügelfleck; am besten durch ihre Rufe und ihren Gesang zu unterscheiden.
BRUT:
die Sumpfmeise baut in einer natürlichen Höhle ein Nest, mit Moos
unterlegt und mit Haaren und Dunen gepolstert; die Weidenmeise meißelt in morsches Holz selbst eine Höhle, verwendet die Holzspäne und Fasern als Nistmaterial und Haare zum Polstern; beide Meisen
legen ab April bis Anfang Mai meist 6-8 weiße, rotbraun gesprenkelte
Eier, die das Weibchen in etwa 14 Tagen ausbrütet; beide Eltern füttern die Jungen, die nach ungefähr 16 Tagen das Nest verlassen.
NAHRUNG:
kleine Insekten, deren Larven und Eier; gegen Herbst und Winter hin mehr kleine Sämereien und auch Beeren.
Columba oenas
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 134
Hohltauben nisten in vorhandenen Höhlen. Seit es wegen der intensiven Forstwirtschaft an natürlichen Baumhöhlen mangelt, sind sie auf die vom Schwarzspecht aufgegebenen Höhlen angewiesen. Wohl deshalb sind sie seit der Jahrhundertwende in Mitteleuropa seltener geworden. Man kann ihnen aber -wie in einigen Gegenden der Schweiz - mit Erfolg durch künstliche Nisthöhlen helfen. Gelegentlich kommen Hohltauben auch am Stadtrand vor, aber nicht in der Innenstadt wie die viel zahlreicheren Ringeltauben.
Wo immer sie nisten, ihr Futter müssen sie sich von Wiesen und Feldern holen. Im Herbst suchen sie sich, mitunter in Gesellschaft von Ringeltauben, ihre Nahrung auf Stoppelfeldern und bevorzugen Samen vom weißen Gänsefuß, Knöterich und anderen Unkräutern. Im Frühjahr sehen sie sich besonders nach Hornkraut und Ackersenf um, bei dem sie auch im Sommer bleiben. Sie ziehen ihn sogar Getreidekörnern vor.
Ihr heiseres Gurren, ein hohl klingendes "Huhwiip-huh-wiip" , unterscheidet sich deutlich vom Rucksen der Ringeltaube. Beim Balzflug fliegen beide Partner im Kreise herum und gleiten dabei manchmal mit hochgestellten Flügeln. Hohltauben sind gesellige Vögel, die an geeigneten Plätzen sogar in aufgelockerten Kolonien brüten. Trotzdem kommt es unter den Männchen zu Streitigkeiten um das Revier. Sie bedrohen sich gegenseitig und schlagen mit den Flügeln zu.
KENNZEICHEN: ähnlich der Felsentaube, aber ohne weißen Bürzel; je 2 kurze schwarze Flügelbinden; kleiner als die Ringeltaube und ohne den auffallenden weißen Flügelspiegel; Geschlechter gleich.
BRUT: nistet meist in Höhlen von Bäumen, Gebäuden und Felsen, auch in Nistkästen und sogar in Kaninchenbauten; kein Nistmaterial; Gelege Ende März bis September aus meist 2 weißen Eiern, die beide Partner in etwa 17 Tagen ausbrüten; die von den Eltern gefütterten Nestlinge sind nach ungefähr 4 Wochen flügge; meist 2, oft auch 3 Bruten im Jahr.
NAHRUNG: Unkrautsamen und Körner; wenige tierische Nahrung, vor allem Kokons von Regenwürmern.
Sitta europaea
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 134
Seinen Namen verdankt der Kleiber der angeborenen Angewohnheit, den Eingang zu seiner Nisthöhle mit Lehmzu verkleben. Nüsse klemmt er zwischen die Baumrinde und knackt sie, indem er mit seinem starken, spitzen Schnabel wie mit einem Beil auf sie einhackt. Im Walde wird man oft durch dieses Klopfen auf ihn aufmerksam. Er geht die Nuss auch von oben an, denn er ist der einzige Vogel Europas, der mit dem Kopf voran an Baumstämmen nach unten klettert.
Der Kleiber ruft gern. In seiner breiten Skala von Lautäußerungen ist ein metallisches „Tuit-tuit-tuit“ die bekannteste. Meisenartig lockt er mit „sit“, ruft ärgerlich hastig „twät-twät-twät“ oder erregt vibrierend „tirr“. Bereits an milden Wintertagen hört man seinen lauten wohlklingenden Gesang, ein weithin schallendes, auf und ab gezogenes „Tüh-tüh“, das im Hochgefühl zu einem langen Triller verdichtet wird. Seine Pfeiftöne - darunter das schallende „Wihs-wihs“ - könnten von einem Gassenjungen stammen.
Bei der Balz vollführt das Männchen oft einen langsamen Imponierflug, oder es nimmt eine Imponierhaltung mit geplustertem Gefieder, gespreizten Flügeln und gefächertem Schwanz ein.
Der Kleiber baut sein Nest in Baumhöhlen meist über 2 m vom Boden; er bezieht aber auch Nistkästen oder legt sein Nest mitunter in einer Mauer oder in einem Heuschober an.
KENNZEICHEN: schwarzer Augenstreif; weiße Kehle; blaugraue Oberseite; zimtbraune Unterseite; klettert oft an Bäumen mit dem Kopf voraus nach unten; beide Geschlechter gleich.
BRUT: baut meist in einer Baumhöhle ein Nest aus (Kiefern-)Rindenstücken und trockenem Laub; um größere Vögel fernzuhalten, wird der Einschlupf oft mit Lehm verengt; das Weibchen legt Ende April bis Mai 6-10 weiße, rotbraun gefleckte Eier und brütet sie in etwa 14 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Nestlinge sind nach ungefähr 24 Tagen flügge.
NAHRUNG: vorwiegend Haselnüsse, Bucheckern, Eicheln; auch Käfer, Ohrwürmer und kleine Raupen.
Buteo buteo
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 127
Mäusebussarde sind zwar unsere häufigsten Greifvögel, aber auch ihre Zahl nimmt schon ab. So zählte man in Bayern seit 1961 weit weniger Bussarde als in früheren Jahren. Im Winter erhalten die Mäusebussarde Mitteleuropas Zuzug aus Nordeuropa, der den Wegzug eines Teils der heimischen Vögel gen Süden wieder wettmacht. Zu den Wintergästen gehört auch der nach seinen befiederten Läufen benannte Rauhfußbussard, den man im Fluge an der breiten dunklen Binde fast am Ende des übrigen weißen Schwanzes erkennt.
Mäusebussarde nisten im Wald, suchen sich ihre Beute aber über offenem Gelände. Erspähen sie dort mit ihren scharfen Augen eine Maus oder einen Käfer, dann sieht man sie zu Boden stürzen. Oft rütteln sie auch, indem sie die Flügel gegen den Aufwind richten. Wenn sie im Balzflug kreisen, hört man ihr ,Hiäh`. Dazwischen lassen sie sich fast zu Boden fallen, überschlagen sich oder drehen sich in der Luft.
Wenn Krähen und Dohlen auf einen Bussard hassen, fliegt er mit langsamem Flügelschlag davon und lässt seine Verfolger ungeschoren. Nur bei gezieltem Angriff dreht er sich um und versucht seine Gegner mit den Fängen zu fassen.
KENNZEICHEN: breite Flügel und breiter gerundeter Schwanz; Färbung schwankt zwischen Weiß und Schwarzbraun; meist Oberseite dunkelbraun. Unterseite weiß mit dunklen Bändern und Streifen; der hellere Rauhfußbussard hat längere Flügel, weißen Schwanz mit breiter dunkler Endbinde und weißlich befiederte Läufe (beim Mäusebussard unbefiedert gelb).
BRUT: Mäusebussarde bauen auf hohen Bäumen einen klobigen Horst aus dürren Zweigen, der oft mit Blättern verziert ist; das Weibchen legt ab Ende April bis Anfang Mai meist 2-3 weiße, schokolade- oder rotbraun gefleckte Eier, die beide Eltern in etwa 36 Tagen ausbrüten; die von ihnen versorgten Jungen verlassen nach ungefähr 45-50 Tagen das Nest. Der Rauhfußbussard brütet in der Tundra auf dem Boden.
NAHRUNG: meist Feldmäuse und andere Kleinsäuger; auch Aas; manchmal Vögel, Regenwürmer, Schnecken, Raupen, Eidechsen, Käfer; auch Fische.
Luscinia megarhynchos
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 148
Nachtigallen und die nah verwandten, etwas dunkler gefärbten Sprosser machen sich allein durch ihren klangvollen Gesang bemerkbar.
Beide lieben dichtes Unterholz und reiche Bodenvegetation. Der Sprosser ist unbedingt an feuchtes Gelände wie Bruchwald gebunden, die Nachtigall nicht.
Trotz ihres Namens singt die Nachtigall auch tagsüber oft. Ihr kunstvolles Lied kommt allerdings am besten zur Geltung, wenn die Männchen in der Abendstille um die Wette singen. Sie locken damit Weibchen an, die eben - zehn Tage nach den Männchen - aus ihren afrikanischen Winterquartieren zurückgekehrt sind. Tagsüber singt das Männchen auch, um andere von seinem Revier fernzuhalten.
Klangfülle, Vielseitigkeit der Motive und seine Kraft machen den Gesang der Nachtigall unvergesslich. Er setzt sich aus rauen und flüssigen Tonfolgen zusammen, die rasch wiederholt werden; hierzu gehört auch ein sehr lautes „Tschucktschuck-tschuck“, das beim Sprosser tiefer klingt, und ein zartes flehendes „Pju“, das langsam in ein Crescendo übergeht. Es fehlt im Lied des Sprossers. Zu den Rufen beider Vögel zählen ein weiches „Huit“, ein hartes „Teck-teck“ und zwei Warnrufe: das schimpfende „Karr“ und das heisere „Tschäh“.
Beim Balzen hebt und senkt das Männchen den gefächerten Schwanz, schlägt mit den Flügeln und streckt den Kopf nach unten, bis es mit dem Schnabel einen Punkt erreicht hat, der tiefer als sein Standort liegt.
KENNZEICHEN: braunes Gefieder mit rotbraunem Schwanz; helle Unterseite; weißliche Kehle; Sprosser sehr ähnlich, Kropf und Brust hell gewölkt; beide Geschlechter gleich.
BRUT: das Weibchen baut sehr versteckt am oder unmittelbar über dem Boden aus trockenem Laub ein Nest und kleidet es mit trockenem Gras und Haaren aus; es legt im Mai meist 5 olivgrüne oder dunkelolive- braune Eier und brütet sie in etwa 14 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Jungen verlassen nach ungefähr 11-12 (Sprosser 9-10) Tagen das Nest.
NAHRUNG: Bodeninsekten; auch Spinnen, Regenwürmer; einige Beeren
Columba palumbus
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 135
Solange diese größte unserer Tauben in den Wäldern bleibt, verzehrt sie mit Vorliebe Eicheln, Bucheckern, Nadelholzsamen, Knospen und Beeren. Aber auf den Feldern gibt es für den Landwirt keinen größeren Feind unter den Vögeln als die harmlos aussehende Ringeltaube. Von Januar bis März fällt sie auf Kleeschläge und bei Schnee in Massen auf Rosenkohlfelder ein und tut sich an den grünen Blättchen gütlich. Im zeitigen Frühjahr frisst sie das Saatkorn, Erbsen, Ackersenf und wildes Senfkorn; im Sommer das reife und reifende Getreide; im Herbst findet sie ihr Futter zwischen den Stoppeln.
Ringeltauben haben sich in den letzten Jahren trotz scharfer Jagd ziemlich schnell vermehrt. Im Jagdjahr 1968/69 wurden in der Bundesrepublik 342000 Ringeltauben (siebenmal soviel wie Rebhühner) geschossen, davon allein in Nordrhein-Westfalen 205000. In den Parks und Gärten der Städte sind sie oft so zahm geworden, dass sie aus der Hand fressen.
Ihr meist fünfsilbiger Gesang - das bekannte Rucksen - klingt wie: „kuu-kuu ku-ku ku“. Beim Balzen fliegt das Männchen steil hoch und klatscht oben mit den Flügeln. Zur Werbung am Boden gehören Verneigen, gegenseitiges Schnäbeln und Fütterung als Gunstbezeigung.
KENNZEICHEN: Kopf, Hals und Schwanz grau; dunkle Endbinde am Schwanz; im Alterskleid grün und purpurn am Hals mit weißem Fleck; Rücken und Flügel graubraun mit weißem Flügelspiegel; Brust rötlich- grau; Geschlechter gleich.
BRUT: das Weibchen baut in Bäumen, auch Büschen, Efeu, auf Mauervorsprüngen und sogar am Boden aus Zweigen ein flaches Nest, zu dem auch das Männchen Material herbei schafft; legt zwischen April und Juli, ja bis September 2 weiße Eier, die beide Partner in 17 Tagen ausbrüten; die von den Eltern zunächst mit Kropfmilch (einem im Kropf gebildeten Sekret) und später mit Feldfrüchten gefütterten Jungen sind nach 16-20 Tagen selbständig; meist 2, mitunter auch 3 Bruten im Jahr.
NAHRUNG: vorwiegend Getreide, Klee und Kohl, auch Wildfrüchte und Samen; in den Städten auch Brot und Speisereste.
Milvus milvus
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 130
Unser nächst den Adlern stattlichster Greifvogel, der Rotmilan, früher ‚Gabelweib’ oder ’Königsweih’ genannt, war bis ins 19. Jahrhundert in Mitteleuropa weit verbreitet. Schon vor über 100 Jahren begann er seltener zu werden und um die Jahrhundertwende war er aus vielen von ihm einst dicht besiedelten Gebieten (fast) ganz verschwunden. Seit 40 Jahren nimmt er an Zahl langsam wieder zu. 1965 zählte man in der Bundesrepublik 400 brütende Paare und 500 in der DDR. Milane haben offenbar gelernt, Müllabladeplätze und ähnliche Nahrungsquellen mehr als früher und vor allem im Winter zu nutzen. Einst war der Rotmilan in Mitteleuropa fast ausschließlich Zugvogel, heute überwintert er in Niedersachsen und Bayern schon in ganzen Trupps.
Getragen von ihren langen, schmalen, im "Handgelenk’" abgewinkelten Flügeln können Rotmilane, ohne zu ermüden, stundenlang segelnd kreisen, wobei sie den Boden nach kleinen Säugetieren absuchen. Mit ihrem langen gegabelten Schwanz steuern sie. Zur Balzzeit vollführen Rotmilanpärchen wahre Kunststücke in der Luft und lassen sich im Sturzflug zu Boden fallen wie viele Greifvögel. Ihr Ruf, ein klägliches „Hiäh“, wird häufig zu einem wiehernden Triller verlängert. Ihren aus trockenen Zweigen gebauten und mit Schlamm verkitteten Horst legen sie mit Wolle, Moos, Haaren, Papier und Lumpen aus.
KENNZEICHEN: rostbraunes Gefieder mit gestreiftem weißem Kopf; schlanker Körper; schmale Flügel, im Flug stark nach hinten abgewinkelt; tief gegabelter Schwanz; Weibchen etwas matter.
BRUT: beide Partner bauen hoch auf Bäumen einen Horst aus dürren Zweigen und Lehm; das Weibchen legt im April oder Mai meist 2-3 weiße, rotbraun gesprenkelte Eier und brütet sie in etwa 30 Tagen aus; beide Eltern füttern; die Jungen verlassen nach 50-55 Tagen das Nest.
NAHRUNG: kleine Säugetiere, Kaninchen, verendete Schafe, eben flügge gewordene Krähen und Möwen; Würmer und Frösche; schmarotzen bei anderen Greifvögeln; dem Mäusebussard entreißen sie die Beute in der Luft.
Ficedula hypoleuca
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 146
Wenn der Trauerschnäpper sich im Wald einen natürlichen Nistplatz erobern will, kann er sich schwer gegen Rotschwänze und Meisen durchsetzen. Im Hügelland, wo er gern brütet, fehlt es oft an geeigneten Höhlen. Nur dank zahlreicher Nistkästen konnte er sein Brutgebiet in letzter Zeit erweitern.
Zu ihrem Suchflug nach Insekten starten Trauerschnäpper gewöhnlich von einem Zweig aus, machen einen seitlichen Ausfall und schnappen in geschickter Drehung ihre Beute. Dann lassen sie sich, mit Flügeln und Schwanz zuckend, wieder nieder und schauen nach neuer Beute aus. Selten kehren sie wie Grauschnäpper zum gleichen Sitz zurück. Sie lesen Insekten auch am Boden oder an Baumstämmen auf, an denen sie sich gelegentlich wie Meisen festklammern. Halsbandschnäpper verhalten sich wie Trauerschnäpper. Ihre Brutgebiete schließen sich meist aus; wo sie sich überlappen, kommt es ausnahmsweise zu Bastardierung beider Arten.
Der rhythmische Gesang des Trauerschnäppers beginnt schleppend mit „di writze writze“, danach klingt er, auf und ab gezwitschert und gepfiffen, etwa wie „diple diple diple“. Das langsame Lied des Halsbandschnäppers ist kürzer und einfacher. Beim Locken ruft er „sieb“, der Trauerschnäpper schwalbenartig „wuit“ oder kurz und manchmal wiederholt „tju“.
KENNZEICHEN: Männchen an der Oberseite schwarz; Stirn, Unterseite und Flügelbinde weiß; beide Geschlechter im Herbstkleid olive-braun mit bräunlich weißen Binden an Flügeln und Schwanzseiten; Halsbandschnäpper ähnlich, aber mit durchgehendem weißem Halsband.
BRUT: das Weibchen baut in einer vorhandenen Höhle, 1-12 Meter über dem Boden, aus Blättern ein Nest und kleidet es mit Gras, Haaren und Federn aus; es legt Mitte Mai meist 5-8 hellgrün-blassblaue Eier und brütet sie in etwa 13 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Jungen verlassen nach ungefähr 14 Tagen das Nest.
NAHRUNG: Insekten, die im Flug gefangen, aber auch abgelesen werden; zuweilen Regenwürmer, Raupen; im Spätsommer auch Beeren.
Ficedula hypoleuca
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 146
Schwanzmeisenpärchen gehen schon Anfang März daran, in der Astgabel eines Baumes oder in einem Gebüsch, zwischen 1,5 bis 20 m über dem Boden, kunstvoll ihr typisch eiförmiges, fast geschlossenes Nest aus Moos, Spinnweben und Tierhaaren zu flechten. Das Flugloch liegt seitlich, fast an der höchsten Stelle. Das Nest wird von innen nach außen gebaut. Ist es im Rohbau fertig, dann polstern es die Vögel mit Federn (manchmal bis zu 2000) aus und tarnen es außen mit Spinnweben. Es wird gerade noch rechtzeitig fertig, um Anfang April bis Ende Mai die Eier aufzunehmen. Innen ist das Nest so eng, dass die Eltern ihren langen Schwanz über den Rücken bis zum Kopf hochschlagen müssen, wenn sie hineinschlüpfen wollen.
Während der Brutzeit trifft man Schwanzmeisen an Waldrändern und Lichtungen; sie brüten aber auch in Gärten, freilich nicht so häufig wie Kohl- und Blaumeisen, denen die heute zahlreichen Nistkästen zur Verfügung stehen. Nach Einbruch des Winters bleiben sie meist in den Wäldern und verbringen die Nächte in Gruppen, dicht gedrängt auf einem Ast. Beim Balzflug jagen sich die Partner entweder in schnellem Flug durch das Laub, oder das Männchen fliegt allein umher. Einen eigentlichen Gesang hat die Schwanzmeise nicht, nur ein leises, klirrendes Liedchen und verschiedene Rufe: ein feines ,Si-si‘ und ein warnendes ,Scrrrp-scrrrp‘.
KKENNZEICHEN: der schwarzweiße Schwanz (Pfannenstielchen) ist länger als der Körper; Gefieder rosa, schwarz und weiß; Geschlechter gleich. In Westdeutschland mit schwärzlichen Streifen an den Kopfseiten, in Polen weißköpfig, in Mitteldeutschland teils weiß-, teils streifenköpfig.
BRUT: in das kunstvolle ovale Nest legt das Weibchen Anfang April bis Anfang Mai meist 8-12 weiße, rotbraun getupfte Eier und brütet sie in etwa 16 Tagen aus; die Jungen verlassen nach ungefähr 14 Tagen das Nest; bei ihrer Fütterung werden die Eltern oft von einem Nachbarpärchen unterstützt, das kein Gelege zustande gebracht hat.
NAHRUNG: meist kleine Insekten und Spinnen; Samenkörner, Knospen.
Turdus philomelos
Schutzstatus: ohne
Quelle: Das Reader's Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, DAS BESTE GmbH, 1973, S. 150
Wenn eine Singdrossel ruckartig über eine Wiese läuft und ihren Kopf auffallend schräg zur Seite neigt, dann horcht sie nicht, ob ein Wurm
im Boden bohrt — auch wenn ihr Regenwürmer gut schmecken — sondern hält nach Nahrung
Ausschau, denn ihre Augen liegen seitlich. Ihr Lieblingsgericht sind Schnecken, deren Gehäuse sie auf geeigneten Steinen (als
Ambosse) zertrümmert. An Resten von Schneckenschalen erkennt man solche Drosselschmieden.
Das Gelege himmelblauer Eier in der Nestmulde der Singdrossel gehört zu den Symbolen des Frühlings; ihr Lied vermittelt dagegen die Vorfrühlingsstimmung. Die oft mehrmalige
Wiederholung der lauten und klaren Motive unterscheidet ihren Gesang von dem der Misteldrossel und der Amsel. Nach ihrem Lockruf einem kurzen "Zip", wird sie auch Zippe genannt.
Singdrosseln sieht man zwar nicht selten in Städten, aber sie brüten hier nicht so zahlreich wie Amseln, die viel früher eingewandert
sind. Im Winter bleiben sie auch nur ausnahms‑
weise in einer Stadt zurück, denn sie haben sich in Mitteleuropa trotz günstiger Bedingungen noch nicht zu Standvögeln entwickelt. Meist kehren sie aber schon früher im Jahr aus ihren
Winterquartieren in den Mittelmeerländern zurück und im März hallen die Wälder in der Dämmerung von ihren jubelnd vorgetragenen Liedern wider.
KENNZEICHEN: braune Oberseite;
die an der Brust stark dunkelbraun
gefleckte Unterseite geht am Bauch in Weiß über; kleiner als die Mistel‑
drossel und ohne weißliche Schwanzfedern; beide Geschlechter gleich.
BRUT: in Büschen, Hecken und auf Bäumen, besonders halbhohen Fich‑
ten, bauen beide Partner aus trockenem Gras und welkem Laub ein
großes, tiefes, napfförmiges Nest, das immer mit Schlamm verschmiert
wird; das Weibchen legt ab März bis Juli 4-6 hellblaue, schwarz gesprenkelte Eier und brütet sie in 12-14 Tagen aus; die von beiden Eltern gefütterten Nestlinge sind nach 13-14 Tagen flügge; brütet meist zwei- bis dreimal im Jahr.
NAHRUNG: Schnecken, Regenwürmer, Insekten, Larven, Früchte, Samen.